Erfahrungsbericht
Konfiball 2023 in der Gabrielkirche in Lübbecke-Nettelstedt
Grundlegendes
Der Konfiball ist eine Party, die den Konfirmand*innen als Abschluss ihrer Konfirmandenzeit angeboten wird. Sie findet nach der feierlichen Konfirmation statt. In anderen Kirchenkreisen, wie zum Beispiel in Bielefeld, gibt es den Konfiball schon seit längerer Zeit und er ist dort sehr beliebt. Die Idee, einen solchen Event auch im Kirchenkreis Lübbecke anzubieten, entstand bereits im Jahr 2019. Ursprünglich sollte der erste Konfiball im Frühsommer 2021 stattfinden. Leider konnten diese Pläne aufgrund der Covid19-Pandemie nicht umgesetzt werden. Die Pandemie führte zu starken Einschränkungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Ab Mitte 2022 zeichnete sich eine Verbesserung der Situation ab und die Einschränkungen wurden nach und nach aufgehoben. Daraufhin begannen die Planungen für den Konfiball im Kirchenkreis Lübbecke. Am 16. Juni 2023 fand er schließlich zum ersten Mal in der Gabrielkirche in Nettelstedt statt.
Konzeptionelle Überlegungen
Grundidee
Eine wichtige Zielgruppe für unsere Arbeit sind die Jugendlichen, die in unseren Kirchengemeinden konfirmiert werden. Es ist unsere Aufgabe als evangelischer Jugendverband, ihnen die Kirche als attraktiven und relevanten Ort näherzubringen, an dem sie ihre Themen, Fragen und Sorgen besprechen können.
Um den Jugendlichen neben der feierlichen Konfirmation einen festlichen und dennoch entspannten und coolen Abschluss ihrer Konfirmandenzeit zu bieten, veranstalten wir in diesem Jahr erstmals den sogenannten Konfiball für alle Konfirmandinnen und Konfirmanden im Kirchenkreis Lübbecke.
Bei dieser Veranstaltung können die Jugendlichen die Kirche auf eine ganz neue Art erleben. Mit professionellem Licht und Ton, einem erfahrenen DJ-Team, gutem Essen und in ihrer schicken Konfirmationskleidung haben die Jugendlichen die Möglichkeit, das erste Mal auszugehen und einen besonderen Abend zu genießen, während sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden sind.
Die Konfirmandenzeit besteht nicht nur aus dem kirchlichen Unterricht und der persönlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, sondern auch aus sozialen Aspekten und dem Vernetzen innerhalb der Konfigruppen. Während dieser Zeit werden die bestehenden sozialen Strukturen der Jugendlichen aus der Schule oder aus Vereinen ergänzt und es entsteht eine neue soziale Gruppe, die Konfigruppe, in der die Jugendlichen anderthalb Jahre zusammen sind.
Die Konfirmandenzeit zielt außerdem auf die Konfirmation ab, die neben ihrer kirchlichen Bedeutung auch ein wichtiges familiäres Ereignis für die Jugendlichen darstellt. Oft treffen die Jugendlichen dabei zum ersten Mal eine bewusste Entscheidung und haben die Möglichkeit, sich persönlich und individuell durch ihre Kleidung und die Gestaltung des Tages zu profilieren.
Leider endet für viele Jugendliche nach der Konfirmation sowohl die soziale Struktur der Konfigruppe als auch der Kontakt zur Kirche. Dabei bietet ein “Nachtreffen” nach der Konfirmation die Möglichkeit, die soziale Struktur noch einmal in Erinnerung zu rufen und die Kirche auf eine freie und andere Weise kennenzulernen, wenn es im kirchlichen Rahmen stattfindet.
Der Konfiball soll ein Rahmen für ein Wiedersehen und die Pflege sozialer Kontakte aus der Konfirmandenzeit bieten. Dabei soll der Konfiball weniger wie ein klassischer Ball sein, sondern eher den Charakter einer professionellen Disco-Veranstaltung haben, um den Konfirmandinnen und Konfirmanden neben der eigentlichen Konfirmation ein zusätzliches Highlight als Abschluss ihrer Konfirmandenzeit zu bieten.
Pädagogische Zielsetzungen
Neben der Gestaltung eines schönen Events für die Jugendlichen als Highlight zum Abschluss der Konfizeit, liegt das Ziel des Konfiballs darin, zum einen den Kontakt innerhalb der sozialen Gruppe „Konfigruppe“ als „peergroup“ zu stärken und zu erhalten, zum andern in der positiven Präsentation und Wahrnehmung von Kirche und der kirchlichen Jugendarbeit bei den Jugendlichen. Sind Kirche und die kirchliche Jugendarbeit bei den Jugendlichen mit positiven Erfahrungen und Erinnerungen besetzt, ergibt sich daraus eine gewisse Grundmotivation, Angebote der kirchlichen Jugendarbeit wahrzunehmen, oder sich selbst in diese Einzubringen. Hierbei ist nicht zuletzt das Motiv der Aufrechterhaltung der sozialen „peergroup“ aus der Konfizeit durch den gemeinsamen Besuch einer Jugendgruppe, die Teilnahme an einer Ferienfreizeit oder durch ein gemeinsames Engagement in der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit leitend.
Der Konfiball, als abschließendes Highlight der Konfizeit wäre dabei ein zentraler Bestandteil des von Daniel Kahneman beschriebenen Effekts der, sog. „peak-end-rule“. Hiernach bildet die menschliche Erinnerung keinen „Mittelwert“ der Eindrücke eines Erlebnisses zur Bewertung dieses Erlebnisses, sondern bringt nur die absoluten Höhepunkte und das Ende im Gedächtnis mit diesem Erlebnis in Verbindung. Durch den Konfiball würde so, zusätzlich zu einem positiv konnotierten Abschluss der Konfizeit („end“) auch ein weiterer positiver Höhepunkt („peak“), neben anderen Highlights, wie beispielsweise der Konfifreizeit, den Gruppenstunden oder der Konfirmation an sich geschaffen. Dieser würde dann die Erinnerung an die Konfirmandenzeit nachhaltig prägen.
Damit wäre die Konfizeit, der „peak-end-rule“ entsprechend, mit sehr positiven Erinnerungen besetzt, was die Wahrnehmung von Kirche und die weitere Akzeptanz kirchlicher Angebote, z.B. in der Jugendarbeit, bei den Jugendlichen positiv beeinflusst.
Um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, das Erlebnis Konfiball mit weiteren Personen aus ihrem direkten Umfeld (peergroup) zu teilen, soll jede/r Konfirmand*in eine weitere Begleitperson aus ihrem/seinem Umfeld frei wählen und zum Ball mitbringen dürfen. Dadurch erhöht sich zudem die Reichweite des Konfiballs, da so auch Personen, die vielleicht nicht kirchlich sozialisiert sind, Kirche ganz anders als durch die klassischen Klischees besetzt wahrnehmen und kirchliche Jugendarbeit als für sie attraktiv erleben können.
Organisatorische Überlegungen
Hier ist zunächst der Zeitpunkt des Konfiballs zu beachten. Dieser muss nach der letzten Konfirmation im Kirchenkreis Lübbecke liegen, damit alle Jugendlichen die gleichen Voraussetzungen als „peergroup“ haben (Konfirmation) und der Konfiball für alle den Endpunkt der Konfizeit (peak-end-rule) darstellt. Gleichzeitig sollte der Termin nicht zu weit von den Konfirmationen entfernt liegen. Damit die Jugendlichen ihre oft mit hoher Sorgfalt selbst erstellten Konfirmationsoutfits zu diesem Anlass noch einmal tragen und präsentieren können. Somit bildet sich ein Zeitfenster zwischen der letzten Konfirmation und den Sommerferien, als allgemeine Zäsur im Jahresverlauf von Jugendlichen. Demnach wäre ein Freitag oder Samstag zwischen Ende Mai und Anfang Juli optimal. Dabei ist darauf zu achten, dass der Termin nicht mit anderen Veranstaltungen, wie etwa größeren Schützenfesten oder regionalen Events kollidiert.
Daneben ist es nötig, dass dieser Konfiball eine entsprechende Professionalität in Bezug auf Location, Catering, DJ bzw. Band, sowie Ton- und Lichttechnik erreicht, damit sich diese Veranstaltung von der üblichen „Keller- oder Gemeindehausparty“ als Highlight abheben und den besagten Effekt der „peak-end-rule“ erzielen kann. Wenn möglich sollte der Konfiball in einer Kirche stattfinden, damit die Jugendlichen diesen für sie oft recht einseitig besetzten Raum noch einmal ganz neu und ganz anders erleben können. Kirche und auch der Raum bzw. das Gebäude ist mehr als nur der sonntägliche Gottesdienst.
Um der Veranstaltung neben einem professionellen Erscheinungsbild auch eine Wertigkeit bei den Jugendlichen zu geben, sollte sie nicht kostenlos und damit für die Jugendlichen beliebig sein. Hier bietet der Verkauf von Tickets zu einem für die Jugendlichen wertigen Preis eine gute Möglichkeit, diese Wertigkeit und damit verbunden auch eine Verbindlichkeit bei den Jugendlichen zu erreichen. Ein Ticketpreis von ca. 10,-€ erscheint hierfür gut geeignet.
Vorbereitung und Finanzierung
Die konkreten Planungen für den Konfiball 2023 begannen im Herbst 2022. Hier wurde das Vorbereitungsteam aus Haupt- und Ehrenamtlichen gebildet und erste, grundlegende Fragen, wie etwa die Standortfrage besprochen und geklärt. Weitere wichtige Punkte wie die inhaltliche Ausrichtung des Balls (soll es eine reine Tanzveranstaltung werden, oder soll es weitere Programmpunkte geben, etc.) wurden besprochen und festgelegt. Gleichzeitig wurden erste Überlegungen zu benötigter Technik, Verpflegung, Zeitplanung und Ticketpreisen besprochen.
Die Vorbereitung wurde durch das Team der Ehrenamtlichen aktiv und teils in Eigenregie begleitet und durchgeführt. So lagen die Bereiche Technik, Deko, Verpflegung und Gebäudemanagement fast vollständig in Händen ehrenamtlicher Mitarbeitenden. Nur bei administrativen Aufgaben und bei der Koordination aller Teilbereiche waren das Jugendpfarramt und die begleitenden Jugendreferent*innen gefragt. Auch die direkte Vor- und Nachbereitung des Konfiballs gestaltete sich, dank der Professionen einiger ehrenamtlicher Mitarbeitenden (Veranstaltungstechniker, Elektriker) unproblematisch. Der Aufbau für dieses Großprojekt umfasste 3 Tage, der Abbau war am Folgetag des Konfiballs bereits abgeschlossen, sodass die Kirche am Sonntag wieder für den regulären Gottesdienst genutzt werden konnte.
Eine erste grobe Budgetkalkulation machte schnell deutlich, dass diese Veranstaltung nicht aus Teilnehmendenbeiträgen und Eigenmitteln allein zu finanzieren ist. Eine erste Hochrechnung ergab einen geschätzten Finanzbedarf von 10.000,- bis 14.000,-€. Demnach begann zum Jahresende 2022 die aktive Suche nach Finanzquellen. Neben Stiftungen, sowie öffentlichen und kirchlichen Fördermöglichkeiten, wurden Firmen und Unternehmen in der Region Lübbecke um ihre Unterstützung gebeten. Dieses Engagement wurde beim Konfiball auf zwei großen Supporter-Bannern entsprechend gewürdigt.
Durchführung
Die Durchführung des Konfiballs gestaltete sich problemlos. Durch die gute Vorarbeit und eine ausreichende Zahl von Mitarbeitenden konnten alle anfallenden Aufgaben auf viele Personen verteilt werden. Schon die Anreise, bei der die Jugendlichen quasi direkt aus dem Auto auf den für sie ausgerollten roten Teppich traten, verlief reibungslos und ohne Verkehrschaos. Auch die Ticketkontrolle und der Einlass führten nur zu vertretbaren Wartezeiten auf dem roten Teppich. Die Möglichkeit eines professionellen Fotos vom roten Teppich nutzten die meisten der 300 Jugendlichen, die den Ball besuchten. Die Konfirmand:innen, die fast ausnahmslos in ihrer Konfirmationskleidung zum Ball kamen, zeigten sich angesichts der in der Kirche installierten Technik und der verschiedenen Angebote vielfach überwältigt. Beim Sektempfang (alkoholfrei) zu Beginn der Veranstaltung war dies deutlich zu spüren. Nach der offiziellen Eröffnung des Balls verließen fast alle Konfirmandinnen den Kirchraum, sodass eine leere Tanzfläche zurückblieb. Die Jugendlichen erkundeten das Gebäude mit der Cocktail-Lounge (alkoholfrei) auf der Empore und das Außengelände mit dem Pizzastand, an dem ab 18.00 Uhr frisch zubereitete Pizza für sie bereitstand.
Essen und Getränke (außer Cocktails) waren im Ticketpreis inklusive. Ab ca. 18.30 Uhr bildete sich die erste größere Gruppe von Jugendlichen auf der Tanzfläche, die stetig wuchs. Spätestens ab 19:00 Uhr hatte das DJ-Team, zu dem auch ein Live-Saxofonist gehörte, für eine ausgelassene Stimmung gesorgt, sodass die meisten der Jugendlichen tatsächlich auf der Tanzfläche feierten.
Mit Ansagen und Animation sorgte das DJ-Team dafür, dass sich diese Stimmung immer weiter steigerte und beispielsweise Polonaisen zu verschiedenen Liedern und von den Jugendlichen selbst initialisieret durch den Raum liefen.
Die ausgelassene Stimmung hielt den gesamten Abend über an und sorgte für hohe Temperaturen in der Kirche. Das führte dazu, dass einige Jugendliche die Kirche verließen und sich im Außenbereich aufhielten. Auf Nachfrage sagten sie aber, dass sie eigentlich viel lieber wieder drinnen feiern würden, sie sich aber kurz abkühlen müssten. Als es spätestens nach der Verlosung von drei Handy-Lautsprechern in die letzte halbe Stunde des Konfiballs ging, waren fast alle Jugendlichen wieder in der Kirche und ließen die Stimmung noch einmal hochkochen. Als dann um 22:00 Uhr das Licht an- und die Musik ausging, strömten die Jugendlichen über den roten Teppich auf den Parkplatz der benachbarten Sparkassenfiliale, die uns diesen für die wartenden Eltern zur Verfügung gestellt hatte. Auch hier blieb, dank einiger Mitarbeitender, die die ankommenden Eltern ein- und die abfahrenden Eltern auswiesen, größtenteils aus.
Um 22:00 Uhr waren alle Jugendlichen verschwunden und das Aufräumen / der Abbau begannen. Gegen 0:00 Uhr war die Kirche grob gereinigt und die Meisten Dinge abgebaut. Um 3:00 Uhr hatte auch das Technikteam die gesamte Technik abgebaut, verladen und abgefahren. Am nächsten Morgen mussten nur noch Restarbeiten erledigt und die Kirche besenrein gemacht werden. Als am frühen Nachmittag das professionelle Reinigungsteam die Kirche gereinigt hatte und die Gemeinderäume und der Kirchsaal wieder bestuhlt waren, konnte die Kirche um 14:00 Uhr an die Kirchengemeinde zurückgegeben werden, die sich von der Organisation und vom Ablauf begeistert zeigte und die Räumlichkeiten für das nächste Jahr bereits wieder anbot.
Nachbereitung und Fazit
Seitens der Jugendlichen erreichten uns zahlrieche positive Rückmeldungen und der vielfach geäußerte Wunsch, im nächsten Jahr wieder mit dabei sein zu können. Da dies allerdings nur den Konfirmandinnen des entsprechenden Konfirmationsjahrgangs und deren Begleitpersonen vorbehalten ist, haben bereits einige der diesjährigen Konfirmand:innen die Jugendlichen des nächsten Jahrgangs angesprochen und sich als Begleitperson angeboten. Auch die Möglichkeit der ehrenamtlichen Mitarbeit beim Konfiball 2024 wurde den Jugendlichen natürlich angeboten.
Auch das Vorbereitungsteam war mit dem Ablauf des Konfiballs sehr zufrieden. Viele der Mitarbeitenden haben schon signalisiert, dass sie im kommenden Jahr gerne wieder mit dabei sein möchten. Das Jugendpfarramt im Kirchenkreis Lübbecke verbucht den Konfiball 2023 als großen Erfolg, der im kommenden Jahr unbedingt wiederholt werden soll. Ein abschließendes Auswertungstreffen des Teams wird noch folgen.
Fotos: